Vinicius Cantuària:

Von Wolfgang Kos · · 1999/06

Weltmusiktip von Ö1 und SÜDWIND Wolfgang Kos empfiehlt:

Man möge sich vom Reizworte-Gulasch des Werbeaufklebers nicht abschrecken lassen: „Hip new bossa nova“. Mitvierziger Cantuària ist ein Brasilianer in New York, der, als er vor vier Jahren übersiedelte, eine reiche persönliche Vorgeschichte mitgebracht hat. Als Schlagzeuger, Gitarrist und Sänger war er ein Intimus der „alten“ Bossa-Szene, er hat einst mit Gaetano Veloso gearbeitet und galt in seiner Heimat zudem als Balladensänger mit hohem Verführungsfaktor. Vor allem hat er ins schlepprige New York den verführerischen Bossa-Nova-Duft mitgebracht, dieses Schweben zwischen Bewegung und Stillstand.

Doch es werden Brüche (oder sagen wir: Haarrisse) in der lasziven Unbeschwertheit spürbar. Das hängt möglicherweise mit den Musikfreunden zusammen, mit denen Cantuària in N.Y. kooperiert. Arto Lindsay, Laurie Anderson, Bill Frisell, Sean Lennon (der Sohn des John) oder Kammermusiker wie der Cellist Erik Friedlander. Mitunter gesellen sich sogar gesampelte Beats zum Spiel der akustischen Instrumente, doch die ausgekügelten Beiträge der Freunde aus der Avantgarde-Szene bleiben Einwürfe von der Outline. In der Mitte des Feldes hört man etwa in „Amor Brasileiro“ pure Wohlfühlmusik mit deutlichen Anklängen an Übervater Jobim. Cantuària träumt (in Analogie zu Astor Piazzolas „Tango Nuevo“) vom „Neo Bossa Nova“, also einer Erneuerung des gestern eben noch Neuen.

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